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Veranstaltungspublikum
Interview

"Wir sorgen für ein sicheres Müggelseeschwimmen"

Philipp Oberdoerster engagiert sich seit 31 Jahre bei der Wasserrettung des ASB Berlin. Als Einsatzleitung war er beim diesjährigen Müggelseeschwimmen aktiv, dass vom ASB Berlin abgesichert wird.

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Das Wichtigste zuerst: Ist beim diesjährigen Müggelseeschwimmen alles glatt gelaufen? 
Nachdem im Vorfeld aufgrund von Personalausfällen und defekten Booten einiges geregelt werden musste, ja. Die Woche war geprägt von vielen Telefonaten und Umplanungen. Schließlich müssen 65 Einsatzkräfte zuverlässig vor Ort sein.

Kannst du dich nochmal kurz vorstellen? 
Ich bin Philipp Oberdoerster, 48 Jahre, seit 1994 beim ASB Berlin im Bereich Wasserrettung aktiv. Ursprünglich Rettungsschwimmer, habe ich diverse Aus- und Fortbildungen gemacht, bin Ausbilder Schwimmen und Retten sowie Bootsführer. Seit etwa 18 Jahren bin ich Einsatzleiter im Wasserrettungsdienst und leite nun seit rund 17 Jahren den Einsatz für das Müggelseeschwimmen. Zusätzlich bin ich Stationsleiter der Wasserrettungsstation Zeuthener See. Wenn ich nicht ehrenamtlich aktiv bin, arbeite ich als Notfallsanitäter bei der ASB Rettungsdienst Berlin GmbH.

Mit wie vielen Booten ward Ihr in diesem Jahr vor Ort? 
Wir waren insgesamt mit 14 Booten da. Außerdem begleiteten 22 Rettungsschwimmer auf Rettungsbrettern das Schwimmen. Ein Sanitätstrupp war im Zielbereich im Einsatz, ebenso ein Wasserretter-Trupp, der ermattete oder erschöpfte Schwimmer beim Ausstieg unterstützt. Dadurch, dass es im Bereich Müggelsee relativ flach ist, haben die Schwimmer nochmal so ungefähr 80 Meter, wo sie durch knietiefes Wasser gehen müssen und das ist zum Teil relativ anstrengend auf dem weichen Sandboden. Und 3,5 km im Wasser bei 20 Grad Wassertemperatur und leichter Strömung ist durchaus auch herausfordernd. Die schnellsten schaffen es in etwa 35 bis 45 Minuten, der Durchschnitt liegt bei rund einer Stunde.

Gab es Notfälle, in die ihr eingreifen musstet? 
In diesem Jahr hatten wir sechs ermattete Schwimmer, die wir aus dem Wasser holten und in den Zielbereich brachten. Das ist vergleichsweise viel, aber kein außergewöhnlicher Einsatz. Die Schwimmer konnten sich alle eigenständig bemerkbar machen; wir unterstützten beim Ausstieg.

Kannst Du dich an ein besonderes Ereignis erinnern?
Vor drei oder vier Jahren sagte ein Teilnehmer nach 100 Meter, er möchte gerne aufhören, weil er auf dem Müggelsee den Grund nicht sehen konnte. Er hatte vorher nie in einem Freiwasser geübt oder trainiert. Nur in der Schwimmhalle und nach 100 Metern war ihm das unheimlich. 

Was sind die größten Herausforderungen bei so einem Großdienst? 
Zum einen sichern wir die Veranstaltung ja zusätzlich zur regulären Wasserrettung auf den Berliner Gewässern ab. Normalerweise stellen wir rund 100 Kräfte am Wochenende, so ein Event kommt dann noch obendrauf. Die Teilnehmerzahlen beim Müggelseeschwimmen steigen auch stetig: Von früher 100–150 Teilnehmern auf rund 700 Anmeldungen. Die Sorge ist, jeden im Blick zu behalten und sicher durch den See zu führen. Dieses Jahr hatten wir zudem Unterstützung vom ASB Riesa; nächstes Jahr wollen sie wieder mit dabei sein. Durch diese Unterstützung haben wir mehr Personal vor Ort.

Wie bereitet ihr euch gezielt auf solche Einsätze vor? 
Also spezielle Vorbereitungen darauf gibt es nicht. Ich schreibe im Vorfeld natürlich eine Einsatzeinweisung, was die einzelnen Wasserrettungsstationen und Einsatzkräfte mitzubringen haben, auf was sie sich vorzubereiten haben, welche Ausrüstung da sein muss. Das Trainieren, das Schwimmen und der Umgang mit dieser Ausrüstung  -das findet im normalen Stationsleben statt. Das trainieren wir auf den Stationen. Wir veranstalten ein paar Mal im Jahr spezielle Schwerpunkttrainings, bei denen sich mehrere Wasserrettungsstationen treffen und dann gezielt der Umgang mit zum Beispiel einem Rettungsbrett oder mit anderen Hilfsmitteln geübt wird. Aber so eine Absicherung klassisch üben oder trainieren, das kann man nicht. 

Welche weiteren Veranstaltungen stehen als nächstes auf dem Plan? 
Das Müggelseeschwimmen bleibt die größte Veranstaltung, welche wir betreuen. Weitere Großevents sind zum Beispiel das Neuköllner Ruderfestival im Oktober mit 45 Ruderbooten und eine größere Drachenboot-Veranstaltung im September. Dazu kommen dann noch einige kleinere Vereinsregatten oder auch Filmaufnahmen, die wir absichern. Neulich haben wir zum Beispiel Filmaufnahmen für „Die drei von der Müllabfuhr“ abgesichert. Auf alle Fälle ein sehr vielseitiges Ehrenamt, das nicht langweilig wird.

Herzlichen Dank für das Interview und noch eine gute Saison!